English: Income approach / Español: Método de valoración por ingresos / Português: Método do valor de rendimento / Français: Méthode d'évaluation par les revenus / Italiano: Metodo del valore di reddito
Ertragswertverfahren bezeichnet im Finanzkontext eine Methode zur Bewertung von Vermögenswerten, insbesondere von Unternehmen oder Immobilien, basierend auf den zukünftig erwarteten Erträgen. Der Ertragswert wird berechnet, indem die prognostizierten jährlichen Einnahmen abzüglich der Kosten auf den aktuellen Zeitpunkt abgezinst werden. Ziel ist es, den wirtschaftlichen Wert eines Vermögenswertes aus Sicht des potenziellen Ertrags zu ermitteln.
Allgemeine Beschreibung
Das Ertragswertverfahren ist eine der zentralen Methoden in der Unternehmensbewertung, Immobilienbewertung und bei Investitionsentscheidungen. Es basiert auf der Annahme, dass der Wert eines Vermögenswertes durch die zukünftigen Erträge bestimmt wird, die dieser generieren kann.
Die Berechnung erfolgt in der Regel wie folgt:
- Ermittlung der zukünftigen Erträge: Prognose der Einnahmen und Ausgaben über einen definierten Zeitraum.
- Kapitalisierung der Erträge: Abzinsung der Erträge auf den Bewertungsstichtag mit einem angemessenen Zinssatz, der das Risiko und die Marktbedingungen widerspiegelt.
- Berücksichtigung eines Restwerts: Bei Unternehmen und Immobilien wird oft ein Restwert für den Zeitraum nach der Prognosephase angesetzt.
Die Formel lautet:
Ertragswert = Summe der diskontierten Erträge + diskontierter Restwert
Der Diskontierungsfaktor berücksichtigt den sogenannten Kapitalisierungszinsfuß, der sich aus risikofreien Zinssätzen und einem Risikoaufschlag zusammensetzt.
Spezielle Aspekte des Ertragswertverfahrens
- Flexibilität: Die Methode kann sowohl für Unternehmen als auch für Immobilien oder andere Investitionen verwendet werden.
- Prognoseabhängigkeit: Das Verfahren basiert auf der Genauigkeit der Ertragsprognosen, was Unsicherheiten mit sich bringen kann.
- Kapitalisierungszinsfuß: Ein zentraler Faktor, da er die Marktrisiken und individuellen Risiken des Vermögenswertes berücksichtigt.
- Restwertmethode: Für Zeiträume nach der Prognosephase wird oft ein langfristiger Durchschnittswert herangezogen, was den Bewertungsprozess vereinfacht.
Anwendungsbereiche
- Unternehmensbewertung: Bewertung von Unternehmen im Rahmen von Fusionen, Übernahmen oder Nachfolgeregelungen.
- Immobilienbewertung: Bestimmung des Marktwerts von renditeorientierten Immobilien, wie Mietshäusern oder Gewerbeimmobilien.
- Investitionsanalyse: Bewertung von Projekten oder Investitionen, um zukünftige Ertragsmöglichkeiten zu ermitteln.
- Kreditvergabe: Banken verwenden das Ertragswertverfahren, um die Tragfähigkeit eines Kredits auf Basis der Erträge zu bewerten.
Bekannte Beispiele
- Unternehmensbewertung: Ein Start-up wird basierend auf prognostizierten zukünftigen Gewinnen bewertet, unter Berücksichtigung des Risikos und der Unsicherheiten des Geschäftsmodells.
- Immobilienbewertung: Ein Mehrfamilienhaus wird anhand der erwarteten Mieteinnahmen bewertet, abzüglich der Kosten für Verwaltung, Instandhaltung und Steuern.
- Fusionen und Übernahmen: Bei der Übernahme eines Unternehmens wird der Kaufpreis häufig auf Grundlage des Ertragswertes festgelegt.
Risiken und Herausforderungen
- Prognoseunsicherheiten: Die Genauigkeit der Bewertung hängt stark von der Verlässlichkeit der Ertragsprognosen ab. Übermäßig optimistische Annahmen können zu einer Überbewertung führen.
- Zinssatz-Wahl: Der Kapitalisierungszinsfuß ist entscheidend, aber schwierig objektiv zu bestimmen, da er auf Marktentwicklungen und Risikoeinschätzungen basiert.
- Einfluss äußerer Faktoren: Veränderungen in Marktbedingungen, rechtlichen Rahmenbedingungen oder technologischen Entwicklungen können die Ertragslage erheblich beeinflussen.
- Komplexität: Insbesondere bei langfristigen Prognosen kann die Berechnung aufwendig und fehleranfällig sein.
Ähnliche Begriffe
- Discounted Cash Flow (DCF): Eine verwandte Methode, die zukünftige Cashflows diskontiert, um den Unternehmenswert zu berechnen.
- Sachwertverfahren: Eine alternative Bewertungsmethode, die den materiellen Wert eines Vermögenswertes, wie Immobilien oder Maschinen, heranzieht.
- Marktwertverfahren: Methode, die den Wert eines Vermögenswertes basierend auf vergleichbaren Markttransaktionen bestimmt.
Zusammenfassung
Das Ertragswertverfahren ist eine Methode zur Bewertung von Vermögenswerten, die zukünftige Erträge in den Fokus rückt. Es wird häufig in der Unternehmens- und Immobilienbewertung verwendet und bietet eine wirtschaftliche Sichtweise auf den Wert eines Objekts. Die Methode ist flexibel und weit verbreitet, birgt jedoch Risiken durch Unsicherheiten bei Prognosen und der Wahl des Zinssatzes.
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